Über mich

Nach dem Abitur trat ich in eine kirchlich anerkannte katholische Glaubensgemeinschaft ein. Völlige Bedürfnislosigkeit und absoluter Gehorsam galten dort als Königsweg zur Heiligkeit. 22-jährig schickten mich die Oberen ohne Ausbildung in ein hoch gesundheitsschädigendes Missionsgebiet. Fünf Jahre später kehrte ich krank zurück. Es folgte eine lange Zeit der Krankheit und zunehmender Sinn- und Orientierungslosigkeit. Die einzige vermeintliche geistliche Hilfe, die mir damals zuteilwurde, war die wiederholte Aufforderung alles aufzuopfern. Erst als es zum völligen Zusammenbruch kam, begann ich, das spirituelle Konzept der Gemeinschaft in Frage zu stellen.

Ich bemerkte, dass mein Leben in eine Sackgasse geraten war und ich nun selbst Verantwortung übernehmen müsse. Daher beharrte ich auf therapeutischer Unterstützung. Diese gab mir neue Zuversicht und den Mut, ein geeignetes Studium für mich zu erbitten. Als mir nach Beendigung dessen mitgeteilt wurde, dass ich das Gelernte als Mitglied der Gemeinschaft nicht ausüben dürfe, entschloss ich mich nach 23 Jahren Mitgliedschaft endgültig zum Austritt.

Ein Buch von Inge Tempelmann öffnete mir die Augen für Dynamiken geistlichen Missbrauchs, in die ich hineingeraten war. Erst nach Jahren der Verarbeitung konnte ich meinen eigenen Gedanken und Gefühlen wieder ganz vertrauen und innerlich frei werden.

Dieses Vertrauen und den Zustand innerer Freiheit wünsche ich mir auch für andere Betroffene. Darum sehe ich meine Aufgabe in der therapeutischen Begleitung von Menschen, die ähnliches erlebt haben.