Blog #1: Mein Blog und ich
Gott von ganzem Herzen dienen
Als ich nach dem Abitur in eine neue geistliche Gemeinschaft eintrat, hatte ich nur einen Wunsch: Gott zu dienen und mein Leben ganz ihm zu schenken. Mit großer Begeisterung nahm ich das spirituelle Gedankengut der Gemeinschaft auf, wie ein Schwamm, der sich mit Wasser vollsaugt. Ich lernte neue geistige Dimensionen kennen, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte, und die das „normale“ Leben in der Welt blass erschienen ließen. Da ich Gehorsam versprochen hatte, akzeptierte ich es, 22-jährig ohne Ausbildung in ein hoch gesundheitsschädigendes Missionsgebiet gesandt zu werden. „Das ‚Weltliche‘ ist ja nicht so wichtig“, dachte ich damals, „Hauptsache ich diene Gott und meiner Gemeinschaft.“
Zunehmende Beschwerden
Mit der Zeit traten immer mehr gesundheitliche Beschwerden auf, zu denen sich im Laufe der Jahre auch seelische Leiden gesellten. Trotz der geistlichen Fülle fühlte ich mich innerlich oft leer und unzufrieden. Gemäß dem, was uns vermittelt wurde, führte ich dies auf mein mangelndes Entsprechen der Gnade Gottes gegenüber zurück. Schuldgefühle wurden mein täglicher Begleiter. Nach 18 Jahren Mitgliedschaft landete ich schließlich im Burnout. Suizidgedanken drängten sich auf.
Die Krise
Mein geistliches Fundament begann zu bröckeln. Konnte Gott das wollen? Hatte ich nicht alles für ihn gegeben? Mir wurde klar: Immer über die eigenen Grenzen gehen ohne Rücksicht auf eigene Bedürfnisse und Befindlichkeiten führt nicht zur Heiligkeit, sondern Schritt für Schritt in die Krankheit.
Jahre des Aufbruchs
So durfte es nicht mehr weitergehen! Ich zog gewissermaßen die Notbremse und übernahm wieder selbst Verantwortung für mein Leben. Eine Therapeutin begleitete mich auf meinem Weg und ermutigte mich, ein für mich geeignetes Studium aufzunehmen. Nun ging es gesundheitlich wieder aufwärts, und ich kam wieder in meine Kraft. Leider wurde mir am Ende nicht erlaubt, das Gelernte in der Gemeinschaft anzuwenden. Das erschütterte mich zutiefst und bewog mich schließlich zum Austritt.
Geistlicher Missbrauch
Ungefähr ein Jahr später kam mir ein Buch von Inge Tempelmann über geistlichen Missbrauch in die Hände. Ich begann, die Art und Weise geistlicher Manipulation, in die ich geraten war, zu begreifen. Meine Geschichte war also kein Einzelfall! Ohne es zu bemerken, hatte ich dabei immer mehr mein eigenes Selbst verloren.
Es folgte eine Zeit der Verarbeitung, der inneren Befreiung sowie der inneren und äußeren Neuorientierung. Als ich schließlich das Gefühl hatte, wieder in mir selbst „angekommen zu sein“, entstand in mir der Wunsch, ein spezielles therapeutisches Angebot für Personen zu machen, die Ähnliches erlebt haben wie ich.
Mein Blog
Aus meiner Erfahrung heraus ist es mir heute ein Anliegen, ganz gezielt Wissen über spirituellen Missbrauch zur Verfügung zu stellen. Mein Blog soll Orientierung geben, Mut machen, Klarheit schaffen und Betroffenen das Gefühl geben, mit den gemachten Erfahrungen nicht allein zu sein. Dafür biete ich regelmäßige Informationen und Impulse an.
Geplante Inhalte
Es werden zahlreiche Themen, die mit spirituellem Missbrauch zusammenhängen, näher beleuchtet, wie zum Beispiel:
- Wie erkenne ich, ob ich von geistlichem Missbrauch betroffen bin?
- Warum ist die Manipulation nicht wahrzunehmen?
- Welche Rolle spielt Narzissmus?
- Wie ist das Phänomen theologisch einzuordnen?
- Welche Folgen hat spiritueller Missbrauch?
- Wie kann ich mein inneres Gleichgewicht wiederfinden?
- Was ist spirituelle Selbstbestimmung und warum ist sie wichtig?
und vieles mehr…
Meine Vision
Mein innigster Wunsch ist, dass alle Menschen ihren Glauben in spiritueller Freiheit leben können. Die Wertschätzung der Einzigartigkeit der Person sowie die Achtung ihrer persönlichen Grenzen sind für mich unabdingbare Voraussetzungen, damit diese sich entfalten und ihren ganz persönlichen Weg mit Gott finden kann.